Pinterest

Sonntag, 21. Mai 2017

Ein kleiner Sieg im Kampf gegen Coca-Cola

Coca-Cola-Abfüllanlage geschlossen

Rund drei Liter Wasser werden für die Herstellung eines Liters Coca-Cola benötigt. In Indien wurde eine Coca-Cola-Abfüllanlage geschlossen, nachdem das Grundwasser auf Grund von deren übermäßiger Wasserentnahme extrem gesunken war.


Obwohl die Generalversammlung der Vereinten Nationen 2010 das Recht auf sauberes Trinkwasser als Menschenrecht anerkannt hat, gibt es immer noch Konzerne, die sich aus Profitgier darüber hinwegsetzen. So hat unter anderem der weltgrößte Getränkehersteller Coca-Cola in Indien rund hundert Anlagen gebaut, nachdem der zuckerhaltige Softdrink 1978 dort sogar wegen der Geheimhaltung des Rezeptes verboten worden war.

Nun wurde der Hersteller gerichtlich gezwungen, eine Abfüllanlage nahe dem indischen Varanasi zu schließen, nachdem sich Anwohner beschwert hatten, dass die Firma übermäßig viel Grundwasser abgepumpt hatte. Nach einer Untersuchung kamen die Behörden zu dem Schluss, dass die Firma ihre Lizenzauflagen verletzt hatte.

Aktivisten begrüßten diesen Sieg:

„Wir wussten, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die Regierung die Forderungen der Gemeinde anerkennen würde. Dies ist ein großer Sieg und eine willkommene Bestätigung, dass lokale Gruppen mit Erfolg gegen große und mächtige Konzerne vorgehen können,“ berichtete Nandlal Master, ein ortsansässiger Aktivist. „Wir freuen uns darauf, das Land, das der Gemeinde und damit rechtmäßig den Menschen hier gehört, wieder zurück zu erobern. Wir werden nicht ruhen, bis wir Coca-Cola hier vertrieben haben.“

Die Fabrik in Mehdiganj nahe Varanasa wurde von Anfang an mit lokalen Protesten in Form von Briefen und Petitionskampagnen konfrontiert, weil der Konzern seine Wassernutzungsrechte noch ausweiten wollte. Die Anwohner versuchten der Regierung zu verdeutlichen, dass schon die gegebenen Zustände nicht haltbar waren, und dass außerdem die Anlage illegal auf Land gebaut war, das der Dorfgemeinde gehörte.

Dies war nicht das erste Mal, dass Coca-Cola in Indien wegen des nicht nachhaltigen Umgangs mit Wasserressourcen in Schwierigkeiten geriet. 2004 wurde unter ähnlichen Umständen eine Abfüllanlage in Plachimada, Kerala geschlossen und der Konzern im Anschluss zu einer Strafe von 47 Millionen $ verklagt. In Charba, Uttarakhand, konnten Aktivisten vor Ort sogar schon während der Planungsphase den Bau einer Anlage verhindern.

Ein Problem bei der Colaherstellung ist, dass zur Produktion eines Liters Cola ein Mehrfaches an Litern Wasser nötig sind, was in einem schon von sich aus wasserarmen Land alles andere als nachhaltig ist und die Existenzen der landwirtschaftlich tätigen Bevölkerung bedroht, immerhin 70 % in Indien. Dürre und Ernteausfälle in Indien vertreiben Millionen Menschen vom Land in die Städte.

Allerdings ist Coca-Cola nicht alleine für den Abbau der Wasservorräte verantwortlich. Weil die Gesetzeslage eher unscharf ist, ist es nicht schwierig, Pipelines und Pumpen quer über Dorfgrenzen hinweg zu installieren. Aber genau diese Gesetzeslücken hatten es dem Softdrinkriesen erleichtert, Auflagen zu umgehen.

In den Jahren 2003 und 2012 fand eine Untersuchung der Betriebspraxis durch eine regionale Umweltbehörde Uttar Pradesh Pollution Control Board (UPPCB) statt. Dabei wurde festgestellt, dass der Konzern nicht alle nötigen Rechte hatte, um das Grundwasser zu nutzen. Außerdem hatte er die Produktion von 20 000 auf 36 000 Kisten pro Tag fast verdoppelt und die zuständigen Behörden nicht ordnungsgemäß über die Abwassermengen informiert. Nachdem Coca-Cola mit der Produktion begonnen hatte, sank der Grundwasserspiegel
um 7,9 m.

Coca-Cola versuchte, gegen diesen Bericht beim National Green Tribunal, Indiens höchstem Umweltgericht, zu protestieren, .

Der Konzern behauptete offiziell: „Wir verwenden Wasser sehr verantwortungsbewusst und vernünftig. Wir erkennen an, dass Wasser für unseren Betrieb sowie auch für die Bedürfnisse der Kommune sehr wichtig ist. Daher haben wir ein gemeinsames Interesse daran, dass mit den vorhandenen Wasserressourcen nachhaltig umgegangen wird.“

2013 stellte die Central Ground Water Authority (Zentrale Grundwasserbehörde) in einem Bericht fest, dass durch die Flaschenabfüllung die Wassersituation vor Ort vom Status „sicher“ auf „kritisch“ herabgestuft werden musste.

Softdrinkherstellern wurde zusätzlich zum Grundwasserabbau vorgeworfen, kontaminiertes Wasser für ihre Produkte zu verwenden. So war Coca-Cola eines der Getränke, die bei einer Untersuchung den EU-Höchstwert für Pestizid-Konzentrationen um das dreißigfache überschritten. Unter anderem wurden dabei Substanzen wie DDT, Lindan und Malathion gefunden. In den vorhandenen Mengen können diese Stoffe „Krebs erzeugen, Nerven und das menschliche Fortpflanzungssystem schädigen, zu Geburtsfehlern führen und das Immunsystem beeinträchtigen“, wie das CSE (Zentrum für Wissenschaft und Umwelt in Indien) berichtet. Dabei wiesen die Marktführer Coca-Cola und Pepsi fast identische Pestizid-Konzentrationen auf.

Wie lange noch sollen Firmen wie Coca-Cola und Nestlé Menschenrechte mit Füßen treten, ganze Landstriche in die Dürre treiben, Menschen in Plastikflaschen abgefüllte, teilweise noch mit gesundheitsgefährdenden Stoffen belastete Zuckerlösungen als vernünftige Alternativen zum Trinkwasser verkaufen und diese auch noch über wahnwitzige Strecken rund um den Erdball transportieren? Wobei am Ende dann die Menschen vor Ort kaum noch die Möglichkeit haben, sicheres Trinkwasser zu gewinnen?

Hoffen wir, dass auch weiterhin die zuständigen Behörden richtige Entscheidungen treffen.

Netzfrau Angela Carstensen

Hier auch sehr interessant!

Der Skandal Coca-Cola: als Beweis, dass es nicht in den menschlichen Körper gehört 20 andere praktische Anwendungen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen