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Sonntag, 16. September 2018

Vortrag von Dr. Ing. Erwin Thoma "Die geheime Sprache der Bäume"


15. AZK: Die geheime Sprache der Bäume


Ivo Sasek: „Jetzt kommen wir zur letzten Runde und ich habe gewünscht, diesen Referenten als sanfte Landung einzuschleusen. Es ist ein Mann, der mich sehr, sehr beeindruckt. Als ich ihn gehört habe – ich weiss noch nicht einmal in welchem Zusammenhang, es gibt ja immer wieder Empfehlungen – war ich einfach so fasziniert von dem, was er da sagte, dass ich ihn im Sturm erobert habe und das ging dann auch nicht so leicht. Weil jetzt, an diesem heutigen Tag, sollte er eigentlich in der Ernte stehen. Das war ein bisschen Knochenarbeit, aber schlussendlich hat er seine Ernte zu Hause eingetauscht, um heute hier mit uns zusammen zu sein.“ 
„Und ich kann nur sagen, da unten sitzt er. Ein Mann, wenn er spricht, dann hörst du nachher die Bäume sprechen. Wer das ist? Wir reden von Dr. Erwin Thoma. Wir hören mehr von ihm. Bitte, das ist er. Wir sehen auf der Leinwand, wer er ist. Danach bitte ich ihn hochzukommen.“

Ingenieur Dr. Erwin Thoma
Ein gefragter Pionier und Experte auf dem Gebiet Baumwissen und Holzforschung
geboren 1962
aufgewachsen in Österreich
Er ist verheiratet, hat 3 erwachsene Kinder

Ausbildung
Ausbildung zum Förster 
1985 übernimmt er als jüngster Revierförster Österreichs ein abgeschiedenes Bergrevier im Tirol. 
Es folgten mehrere Lehrjahre, die ihn durch die Forst- und Holzwirtschaft Europas führten.

Tätigkeit
1990 Gründung eines eigenen Holzverarbeitungsbetriebs, ein Pionierbetrieb, der Gebäudehüllen aus reinem Holz herstellt.
1998 Gründung eines eigenen Forschungs- und Entwicklungszentrums für Naturholzverarbeitung.
Im selben Jahr Anmeldung einer speziellen Holzbauweise zum internationalen Patent. Diese Entwicklung veränderte den Stand der Technik von Holzbau grundlegend. 
Verschiedene Entwicklungen machen ihn zu einem europaweit anerkannten Naturholzspezialisten. Seine Entwicklungen beschäftigen mehrere europäische Universitäten. 
Erhalt zahlreicher Auszeichnungen für seine gebauten Häuser, unter anderem den Salzburger Innovationspreis sowie die bislang einzige "Cradle to Cradle" Gold-Zertifizierung für ein Baumaterial.
In Fernsehsendungen, Fachvorträgen und neun Büchern, davon 5 Bestseller, gibt Erwin Thoma sein Wissen weiter. Seine Bücher wurden in zehn verschiedene Sprachen übersetzt mit einer Gesamtauflage von ca. 500.000 Stück.
Medienberichte in Japan, USA und ganz Europa verhelfen ihm zu einem internationalen Netzwerk mit Architekten, Baufachleuten und Vertretern aus der Wissenschaft und Wirtschaft.

Sein Thema heute: „Die geheime Sprache der Bäume“



Ivo Sasek: Herzlich willkommen!
Ich weiss nicht, was heute alles kommt, aber eins wünsch ich mir: Die kleine Geschichte mit dem Harz, dem Papa mit der Büchse… das war so lieb! Man kann so viel lernen von ihm. Ich hab das ausprobiert. Es ist einfach ‘ne Wucht! Gut, viel Erfolg!



Erwin Thoma: Danke, lieber Ivo, für die Einladung und Grüß Gott miteinander, meine Damen und Herren.
Ich freue mich so, dass ich jetzt am Schluss mit Ihnen eine Reise machen kann in eine ganz andere Welt. Wir haben heute so viel gehört über Interessen, über Macht, über Manipulation, über Strategien, die es braucht - über alles Mögliche. Und ich möchte jetzt mit Ihnen schauen, wie man in einer ganz anderen Welt als der unseren damit umgeht.

Wie schaut es aus in der Schöpfung, in der Natur? Was macht man da mit den schwächeren Teilnehmern im Spiel, im Leben? Wie geht man da um mit der Zukunftssicherung für mehrere Generationen? Und diese Reise, die möchte ich mit Ihnen machen zu den Bäumen und in den Wald hinaus.
Jetzt werden Sie vielleicht denken, der hat einen Holzkopf, denn was hat der Wald, und was haben die Bäume mit solchen Themen zu tun, mit Strategien, wie wir Menschen die Erde gerecht und gut gestalten sollen? Aber Sie werden gleichsehen, wenn man sich mit den Bäumen beschäftigt, dann kann man machen was man will, dann landet man unvermeidbar bei den tiefen Geheimnissen des Lebens. Das ist immer so, wenn man in die Schöpfung hinaus geht.

Und schauen Sie einmal: Was ist ein Baum? Jeder von Ihnen hat schon mal einen Baum gesehen und hat ihn angefasst, umarmt oder sonst etwas. So ein Baum ist ja eine schwere Masse. Das ist ja etwas Beeindruckendes. Bäume gehören zu den ältesten Lebewesen auf Erden und sind hundert Mal länger hier als wir Menschen. Man sagt: 500 Millionen Jahre. Und gestern haben wir da so schöne Bäume gesehen, Fichten und Tannen mit einem dreiviertel Meter Durchmesser und vielleicht 30 bis 40 Meter hoch. So ein Baum, der bringt mit seinen Ästen und Nadeln gut und gern zehn Tonnen Masse auf die Waage. Wo kommen die zehn Tonnen her?
Das war ja immerhin einmal ein stecknadelgroßes Samenkorn, das auf die Erde gefallen ist und da stehen heute zehn Tonnen. Wo kommt diese Materie her? Was ist das, dieses Holz, diese Figur?
Im Biologie Unterricht, wie ich in das Gymnasium gegangen bin, da hat uns der Professor gesagt: Bäume wachsen indem sie Nährstoffe aus dem Boden nehmen. Und wir haben uns gedacht, Holz ist umgewandelter Boden. Aber das geht nie und nimmer auf. Wenn die zehn Tonnen aus dem Boden kämen, dann müsste dort ein großes Loch sein. Ist aber nicht. Also ich kann es Ihnen ganz genau sagen: Von so einer Tanne ... von der Materie bis zur Tanne sind es genau 0,5% der Masse aus dem Boden. Der Rest ist Luft und ein wenig umgewandeltes Wasser. Jeder Baum ist ein Wunder. Und da hört bereits jede Erklärungsmöglichkeit der Wissenschaft auf. Jeder Baum ist Luft, die sich vor unseren Augen materialisiert, die zur Materie wird.

Wenn ein Bäumchen zu wachsen beginnt, dann macht es als allererstes genau das gleiche was wir alle getan haben. Das allererste ... was ist das Erste, wenn das Leben beginnt? [Publikum ruft: Atmen] Atmen, ja super. Das ist die Richtige Antwort. Die falsche Antwort, die ich oft höre ist: Schreien. Aber das erste ist Atmen, Luft rein, aahhh. Und diese Luft ist die Nahrung des Baumes.
Bäume haben nämlich die größte Lebenserfindung gemacht, die es auf der Erde gibt, das ist die grüne Farbe. Die sind nicht durch Zufall grün. Nämlich dieses Grün ist in der Lage die Sonnenergie, das Sonnenlicht so zu filtern, dass ein ganz spezieller Strahlenmix, innen im Blatt und in der Nadel herrscht, und wenn dort das CO², das Gas aus der Luft vorbeigeführt wird, dann zerfällt es und der Baum hat Kohlenstoff gewonnen. Kohlenstoff, aus dem er seinen Körper bauen kann. Und dasselbe macht er mit H²O mit dem Wasser. Das zerfällt auch und dann hat er Wasserstoff. Und ein Baum ist ein Kohlenwasserstoff Chemie, mit ganz wenigen Spurenelementen und die Spurenelemente haben eine wichtige Funktion, die sind massenmäßig nicht relevant, aber sie haben die wichtige Funktion, dass sie den Molekülen ihre Bestimmung geben. Dass sie daraus die bestimmten Zellen formieren. Dass sie bestimmen, dass ein Stück Rinde, ein Stück Holz oder ein Stück Blatt oder sonst etwas wird. So, das ist soweit die bekanntlich wissenschaftliche Erklärung auf molekularer Ebene in kürzester Form.
Trotzdem, wie ich gesagt habe, wenn man weiter fragt und sagt, wer steuert das? Wer kommt auf so eine Idee? Wie passiert das? - gibt es aus der Wissenschaft keine Antwort mehr. Da müssen Sie in die Religion gehen oder in die Philosophie. Und das will ich heute nicht weiter vertiefen, das kann jeder selbst diese Antwort suchen. Es ist natürlich am Ende muss eine Schöpfungserklärung stehen.
So. Aber was für mich spannend ist, ist den Baum mit dem Menschen zu vergleichen. Und ich möchte zuerst den Stofflichen Vergleich anstellen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn ich das Elektronen Mikroskop nehme und aus Ihrem Körper ein ganz kleinen Funzerl [sehr kleines Stückchen] rauszwicke, eine Zelle, und diese dann zerlege und untersuche dann gibt es eine große Überraschung: Das sind ja exakt die gleichen Bausteine, die unseren Körper bilden, wie die, die den Baum bilden. Die sind nur ein bisschen anders zusammengesetzt. Die Spurenelemente sind anders positioniert.

Also wenn jemand zu mir sagt: „Du bist ein Holzkopf‟ Das ist bei Gott keine Beleidigung. Dann muss ich ihm antworten: Selbstverständlich ist das ein Holzkopf, aber Gott sei Dank - [Es wird kräftig applaudiert und er sagt:] Also bitte, gell, ich freue mich über den Zwischenapplaus. Aber so geht das nicht. Weil Ivo hat in einer Minute seine Botschaft bringen können und wenn Sie immer applaudieren, bin ich in einer Stunde niemals fertig. Also machen wir es so, dass wir am Schluss applaudieren, wenn es geht. Wenn es gar nicht geht ... aber wenn es geht. So, also es geht ja hier nicht um mich. Ich bin ein Werkzeug, das eine Botschaft zu bringen hat. Um mich geht es wirklich nicht. -
Zurück zum Holzkopf. Der Unterschied ist wirklich nur der, dass manche, manche, manche ganz kleine Atome anders gesetzt sind. Ich möchte Ihnen ein beeindruckendes Beispiel bringen, wie verbunden, wie untrennbar verbunden wir mit der Natur, mit der Schöpfung sind. Ich habe erzählt, dass dieser Wunderstoff, der den Wald, der das ganze erst gedeihen und entstehen lässt, das ist das Chlorophyll, der grüne Farbstoff. Wenn Sie sich ein Chlorophyll Molekül unter dem Mikroskop anschauen, dann sehen Sie eine Struktur, die ist wunderschön. Man kann es vielleicht am ehesten mit einem Schneekristall vergleichen. Eine wunderbare geometrische Struktur mit Kohlenstoff-Wasserstoff, Kohlenstoff- Wasserstoff, geometrisch angeordnet. Da gibt es relativ weit drinnen einen Ring aus Stickstoff-Atomen und ganz in der Mitte, ganz seltsam, ein einziges Magnesium-Pünktchen, ein Atom. Dieses Magnesium, das ist im Verhältnis zur Gesamtmasse so wenig, wie wenn ich auf einem Tisch ein Brösel Salz [Salzkorn] hingebe. Das ist nicht Masserelevant. Es ist ganz wenig. Trotzdem sitzt es in der Mitte. Also wird es eine Bedeutung haben.

Wenn wir jetzt ein Experiment machen, und das Chlorophyll ist ja ganz wichtig, - weil, ohne Chlorophyll könnten wir Menschen nicht hier sein. Alles organische Leben ist dadurch entstanden. Das ist sozusagen ganz nahe am Schöpfungsgeheimnis wissenschaftlich betrachtet. Wenn ich jetzt in der Mitte dieses Magnesium rausnehme und durch ein Eisenatom ersetze dann habe ich an der Masse der Gesamtstruktur nichts verändert. Das ist so wenig, dass es egal ist, dass es ist belanglos ist. Aber sobald ich das Eisen rein gebe statt Magnesium wird die ganze Struktur rot, und ich habe nicht mehr Chlorophyll, ich habe Hämoglobin, unser Blut. So ähnlich, so verwandt, so nahe sind wir den Bäumen. Und ich kann Ihnen jetzt zig solcher Beispiele aus der Chemie, aus der Physik und aus der Biologie bringen.

Also wenn jemand meint: Ich lebe hier als Alleiniger und mein Ego blast mich auf und ich gestalte alles, das ist ein großer Irrtum! Sie können machen was Sie wollen. Wir sind verbunden mit der Erde! Wir sind ein Organismus! Wir Menschen ... und die Menschen sind ein Organismus, der mit der Erde verbunden ist.
Und wenn ich auch noch solche Macht-Fantasien sehe. Vergesst es. Natürlich gibt es das. Aber das sind Fehlentwicklungen die natürlich auch wieder zusammenbrechen. Ganz klar. Biologisch gesehen. So! Das ist wichtig, dass wir das wissen.


Und ich möchte noch ein paar Beispiele anstellen zwischen Baum und Mensch. Vielleicht noch einen wichtigen Unterschied. Wenn ich so ein kleines Bäumchen im Wald sehe, oder wenn ich eines pflanze - ich habe persönlich tausende von Bäumen gepflanzt - dann gibt's etwas ganz Spannendes: Ein Bäumchen, das sein Leben beginnt, das weiß vom ersten Tag an, was er auf dieser Welt will. Und er [der Baum] weiß es ein Leben lang. Das ist in meinen Augen der größte Unterschied zu uns Menschen.
So ein Baum, der weiß: Ich muss nach oben wachsen und ich muss meine Arme, meine Äste, meine Krone, meine Blätter ausbreiten damit mich die Sonne anstrahlt. Dann kann ich all meine Aufgaben erfüllen. Ich brauche das Licht der Sonne. Die Luft ist da, das Wasser ist da, das habe ich sowieso. Und das wollen sie zunächst einmal.

Also am Beginn ihres Lebens stehen sie in einem Wettbewerb, weil es gibt im Wald ja immer viele. Die Natur ist ja immer verschwenderisch. Es gibt immer viele Samen. Und dann wachsen die nach oben. Und dann gibt es dann diese liberalen Marktwirtschaftstheoretiker, die sagen: Der Wettbewerb regelt alles, weil in der Natur ist auch alles Wettbewerb. Das ist so ein fataler Irrtum, der uns in Fehlentwicklungen der Wirtschaft führt.
Weil, im Wald, da gibt es ein Wettbewerb. Aber nur ganz, ganz kurz. Da gibt es ein kurzes Laufen. Und wenn die Bäume oben sind dann denkt keiner mehr daran seine Macht weiter auszubauen. Der Punkt, wo jeder Wettbewerb aufhört ist der, wo das Leben des Einzelnen abgesichert ist. Sobald ein Baum groß ist, weiß der bis in seine innerste Zelle: Es geht uns allen besser, wenn wir uns total verbrüdern.
Der Wald, der weiß: Es kommen Stürme. Es kommt die Trockenheit, es kommt der Blitzschlag, es kommt der Waldbrand, es kann der Borkenkäfer kommen. Es kommen so viele Herausforderungen. Die können wir nur bestehen, wenn wir brüderlich sind, so brüderlich oder schwesterlich wie es geht.
Das heißt: Wettbewerb, die Illusion, dass die Natur uns in den Wettbewerb schickt; das ist – wenn jemand so etwas sagt – dann hat er entweder keine Ahnung vom Leben oder er verfolgt irgendwelche Interessen. Es ist jedenfalls unwahr. Es ist biologisch nicht haltbar. Und Gerhard Wisnewski hat einen schönen Satz gesagt. Er hat gesagt: „Das Leben ist Organisation.“ Das stimmt. Leben, ein organischer Lebenskörper braucht Organisation. Innen und außen.

Organisation funktioniert nur, wenn es einen Informationsschluss gibt. Wenn es Kommunikation gibt. In unserem Fall der Bäume: Wenn es die Sprache der Bäume gibt. Es ist der nächste ganz große Trugschluss – wir Menschen gehen in den Wald und sagen oft: „Wir gehen in den Wald, weil: Dort ist es so still‟ Es ist nur deshalb so still, weil wir nicht verstehen können, was da los ist. Im Wald ist mehr los, wie zwischen uns Menschen.

Beginnen wir beim Wachstum des kleinen Bäumchens. Ein kleines Bäumchen wird gepflanzt oder fällt als Samenkorn auf die Erde und beginnt zu wachsen. Jetzt haben wir schon gehört, der braucht Wasser und Luft, aber er braucht diese 0,5% Spurenelemente. Diese Steuerungsstoffe, die braucht er. Wie kriegt er die? Die stecken im Humuskomplex. Und ein Baum ist – das ist auch eine weit verbreitete Irrmeinung – eine Wurzel ist kein Bergarbeiter. Die Wurzel kann aus der Erde gar nichts rausnehmen. Nichts, nichts, nichts, kein einziges Atom. Nix. Die Wurzel braucht jemand, der eine Bestellung entgegennimmt. Und genau das Material, das der Baum gerade benötigt, aus der Erde rausschürft und zur Wurzel hinträgt. Die braucht jemand, der diese Arbeit macht. Und dieser „Jemand“ - das sind die Mikroorganismen.

Nur, dass wir so ein Bild haben. In einem Teelöffelchen Walderde leben im Durchschnitt zehn - elf Millionen Mikroorganismen. Für unseren Menschenverstand gar nicht vorstellbar. So viele. Und die Mikroorganismen, die tun nichts anderes, wie ihr ganzes Leben lang… Diese Spurenelemente - wenn die wissen, heute braucht er Eisen, morgen braucht er Magnesium, weil er Chlorophyll macht, übermorgen Calcium, Kalium, Mangan, alles Mögliche - diese Spurenelemente, die holen dies aus der Erde und tragen es zur nächsten Wurzelspitze. Jetzt frag ich Sie: „Sind die bescheuert?“ Das ganze Leben arbeiten, für nix. Würden Sie das machen?
Aber keine Sorge. Die machen das auch nicht umsonst. Die Mikroorganismen werden fürstlich entlohnt. Die sind nämlich lauter Junkies und die kriegen vom Baum etwas, was es sonst nirgends gibt. Da unten in der dunklen Welt. Das gibt es nirgends. Und das ist – ich sag zuerst die chemische Formel – für die, die arbeiten. Das ist C6 - Kohlenstoff, H12 - Wasserstoff, 06 - Sauerstoff. Genau das, was der Baum da oben hat. Und wer sich in der Chemie auskennt – das ist Zucker. Also, der macht in der Fotosynthese oben nicht nur Holzzellen, sondern er produziert nebenbei auch jetzt im Sommer, wo die Sonne scheint und die Säfte fließen, viel Zucker. Und den Zucker transportiert er nach unten und verteilt ihn an die Mikroorganismen. Jedes Mal, wenn sie was abgeben, kriegen sie ein Tropferl Zucker dafür. Und dafür arbeiten die. Das ist eine Symbiose. Das ist eine große Kooperation. Und die wissen auch, einer allein schafft es nie. Wir müssen zusammenarbeiten und wir müssen kommunizieren. Die müssen wissen, was der Baum braucht. Da gibt es in der Biologie ganz tolle Forschungen.

Wenn jemand in den Wald geht … wenn ich in den Wald gehe und nehme eine Axt; was ich als Förster oft tue und … einen Baum markiere ich. Weil ich sage, der Baum muss weg, weil er schon so groß ist und evtl. zusammenbricht. Dann hau ich ein Loch in die Wände, damit der Forstarbeiter ihn findet, damit er ihn um schneiden kann. Das ist eine Verwundung, so ein Loch und der Baum spürt das sofort. Und wenn er so etwas hat, dann passiert etwas ganz Eigentümliches. Innerhalb von ein paar Minuten, mitten im Sommer in der Wachstumsperiode – wenn es im Sommer passiert – stellt der jegliches Wachstum ein. Der kriegt die Meldung: „Hier ist eine Wunde. Das ist gefährlich. Da können Pilzsporen, Viren, Bakterien eindringen, die können mir durch Fäulnis und solche Sachen mein Leben gefährden. Also hört der oben sofort zu wachsen auf. Keine Zellbildung und benutzt die ganze Kraft, um diese Wunde zu heilen. Das ist das Erstaunlichste. Nach zehn Minuten wissen, wissen Milliarden Bodenlebewesen, dass der da oben jetzt eine Wunde hat, etwas anderes braucht und bringen aus dem Humuskomplex andere Stoffe zu den Wurzelspitzen. Liebe Leute, je tiefer du in die Natur schaust, desto mehr kniest du dich vor den Wundern der Schöpfung des Lebens nieder. Es ist so was Fantastisches. Es gibt nichts Fantastischeres. Aber das zum Thema Kommunikation.

Oder, wenn es im Sommer so heiß ist, ein Gewitter durch ein Berg-Tal zieht und dann schlägt der Blitz in einen Baum ein – das ist was Verheerendes – das sind unglaubliche Kräfte. Ich habe das erlebt. So unglaublich es klingt. Ich bin einmal selbst unter so einem Baum gestanden und habe es glücklicher Weise überlebt. Damals bin ich aufgestanden und habe gesagt: “Lieber Herrgott, du hast mit mir noch was vor“ - aber normalerweise bist du weg. Da zerreißt es den ganzen Baum, so innen rum und Fetzen fliegen weg. Das ist eine Urgewalt. Wenn so was passiert, und du kommst am nächsten Tag wieder an den Ort, das ist ganz seltsam. Am nächsten Tag umkreisen diesen Todgeweihten – weil dem seine Kräfte sind hinüber – diesen todgeweihten Baum umkreisen tausende und abertausende Borkenkäfer. Ich habe mich oft gefragt, … ich habe dort nie einen solchen Käfer gesehen. Plötzlich ist einer schwach und krank, dann sind die da. Die sind die Gesundheitspolizei des Waldes. Die haben die Aufgabe, den Kranken zu entfernen, dass da nichts weiter geht. Die sind da am nächsten Tag und dann bohren sie sich in dem ein und jeder Baum hat ja eine unglaubliche Abwehrkraft. Die ersten, die sich einbohren, die kriegen das Gesicht mit Harz verstopft und dann ersticken sie. So hält die Natur das ökologische Gleichgewicht. Aber die wissen, der ist geschwächt, dem geht das gar nicht auf. Wir opfern die ersten Tausend und die anderen können sich vermehren und dann haben wir als Ergebnis eine Million mehr. So funktioniert das.

Und sobald im Wald der erste Baum vom Käfer überfallen wird, passiert was ganz Spannendes. Rundherum bekommen alle die Meldung: „hier gibt es einen Käferüberfall‟ - und obwohl die angeblich im Wettbewerb stehen, obwohl die angeblich mit den Ellbogen durch das Leben gehen, so wie wir es in der Wirtschaft machen, hören die umgebenden Bäume sofort auf zu wachsen. Die sagen nicht: „Hurra, jetzt is oner weg, jetzt haben wir mehr Raum‟. Die hören auf zu wachsen, stellen den Wettbewerb ein und produzieren gemeinsam ausschließlich Borkenkäferabwehrsubstanz. Unglaublich!

Wenn an einem Berghang der erste Baum meldet: „mir geht das Wasser aus, es wird zu trocken‟ - das ist total lebensgefährlich. Wenn der merkt, seine Wasserreserven gehen zu Ende, dann meldet er das an alle anderen und sobald sie die Meldung kriegen, sagen die kollektiv auf dem ganzen betroffenen Berghang: „jetzt gehen wir mal mit dem Wachstum um 20 oder 25 oder 30 Prozent zurück und machen die Spaltöffnung entsprechend kleiner und fahren gemeinsam alles zurück‟. Und dann gibt es ein Monitoring [eine Überwachung]. Dann beobachten die sich gegenseitig, und wenn am nächsten Tag schon zehn Bäume melden: „Jetzt wird es bei uns auch knapp‟, dann fahren sie noch weiter runter bis zum Nullwachstum. Da gibt es sicher Bäume, die in der Situation noch in einer feuchten Mulde stehen und sagen, jetzt könnt ich es ausnutzen, jetzt zieh ich davon – tun sie aber nicht. Sie schauen, dass sie gemeinsam über die Runden kommen. Dieses Verhalten ist selbsterklärend. Da brauch ich nicht herum philosophieren, das ist selbsterklärend. Das muss man nur beobachten. Es ist fantastisch, ich sage euch das.

Und dann gibt es noch eine spannende Frage, damit ich als Antwort auf die Frage von Ivo am Schluss das erklären kann, was du gern hörst. Wenn diese Zellen der Bäume – ich komm ja aus der Holzforschung – ich bin Unternehmer, habe in den letzten zehn Jahren in über 30 Ländern mehr als 1000 Holzbauprojekte abgewickelt. Und ich bin in der Welt der Technik daheim, aber trotzdem interessiert mich das „Dahinter“ so sehr. Und ich habe mich immer gefragt, diese Baumzelle - das ist so ein Wunder, die Kommunikation, die Sprache der Bäume. Das muss ich vorher noch sagen, wie das funktioniert, diese Verständigung bei der Trockenheit und so. Wie sich die verständigen, wissen Sie vermutlich nicht: Na, über das Internet, das ist ja eh klar. [Publikum lacht]
Sie lachen. Das Internet ist eine Erfindung des Waldes. Zu jedem Baum gehören unterirdisch einige Pilzstämme und man schätzt, dass zu jedem Baum ungefähr 30, 40, 50 Kilometer feinstes Pilzmyzel-System im Waldboden gehört. Der Waldboden ist ultra-vernetzt mit für uns unsichtbar dünnen Pilzfäden. Und genauso, wie unser Körper durchs Nervensystem elektrische Impulse schicken kann, können Bäume den Pilzfäden entlang von Baum zu Baum biochemische Impulse schicken. Ganz genau dasselbe System. Funktioniert nicht so schnell wie das elektrische, aber wenn das statt Millisekunden ein paar Minuten braucht, spielt das im Wald keine Rolle. Ist schnell genug. Das ist das Internet des Waldes. So verständigen die sich. Also die verständigen sich wirklich biochemisch über das Pilzsystem. Die Schwammerl, die wir pflücken zum Essen, die sind ja nur eine ganz kleine Erscheinung dieser riesigen unterirdischen Pilz-Welt.

Und sie verständigen sich über Duftmoleküle. Die sie im Wind rausschicken und die der Nächste dann aufnimmt. Und über Duftmoleküle sprechen sie auch zur anderen Tierwelt. Wenn der Käfer kommt, schicken sie sofort Duftmoleküle an alle Vögel, die gern Käfer fressen. Damit die Vögel wissen: „Hier ist er konzentriert, da musst du dich nicht bemühen, da kannst du dir den Bauch vollfressen und ich bin befreit‟. Das nennt man ökologisches Gleichgewicht.

Also, sie sehen an diesen, (… ich könnte natürlich jetzt bis in die Nacht hinein so was reden. Ich höre jetzt wirklich auf). Aber ich möchte ihnen zeigen: Die Natur ist so genial. Wir brauchen da nichts verändern. Wir müssen uns - im Gegenteil - nur bemühen, dass wir diese wunderbaren Systeme erhalten, dann bleibt es gut. Wir brauchen da nicht wie der Schöpfer eingreifen, das sind wir nicht. Wir sitzen nicht am Kutschbock der Natur. Wir sind die Nutznießer, die ernten dürfen und die sie bewahren dürfen. Das sind wir in Wahrheit. So, dass zur Sprache der Bäume. Ich habe ein ganzes Buch geschrieben. Das ist am Büchertisch und heißt: „Die geheime Sprache der Bäume.“ Und da kann man sich das alles rauslesen, wie das funktioniert.

Aber die Analogien zum Menschenleben sind phantastisch. Und da habe ich auch mit Wissenschaftlern zusammengearbeitet. Und immer habe ich mir die Frage gestellt, die mich so fasziniert hat: „Wenn eine Zelle im Baum unserer menschlichen Zelle so unglaublich ähnlich ist, wieso funktioniert die Zelle in unserem Körper, wenn es ganz, ganz gut geht 100 Jahre, und dann ist Schluss?‟ Wo ich doch weiß, dass es Bäume gibt, die tausende Jahre werden. Der älteste der Wissenschaft bekannte Baum ist 9.600 Jahre. Welche Weisheit haben sich diese Wesen zugelegt, dass sie Zellen aus derselben Grundsubstanz Jahrtausende funktionieren lassen? Stellt euch vor, wir könnten das Geheimnis heute lüften und würden dann so einen großen Kessel von dem Wunderelixier brauen und jeder nimmt eine Dose mit heim. Und das streichst du auf das Gesicht und morgen schaust du in den Spiegel und da schaust du aus wie 17. Ich wage zu bezweifeln, ob das für unsere Psyche gut wäre. Zumindest wäre es faszinierend. Aber sie sehen, da gibt es unglaublich viel Weisheit und Wissen und Erfahrungswerte im Wald, die uns Menschen nutzen können. Da gibt es unglaublich viel drinnen.

Und das ist natürlich jetzt so ein kleines Einstiegs-Philosophikum. Ich möchte ja zum Abschluss möglichst konkret werden und nicht nur in der Theorie bleiben, weil all das hat mit unserem Leben, mit meinem Leben, mit ihrem Leben, mit dem Leben ihrer Kinder und unserer Nachkommen enorm viel zu tun. Enorm viel hat das mit uns zu tun. Das Leben, Werden, Kommen und Gehen der Bäume. Das hat enorm viel mit uns zu tun. Weil wir Menschen, wie wir heute wirklich so schön gehört haben – Hagen, wie du das schön dargestellt hast – wir sind ja in vielen Bereichen in die Sackgasse gefahren. Diese Versuche, Macht an zu raffen, ist ja auch letztendlich ein Verzweiflungsakt. Also, ich bin voll von Mitleid mit Menschen, die ihr Leben solchen Dingen widmen, es ist ja eine verzweifelte Aktion. Und wenn ich als Wirtschaftstreibender, als Unternehmer in die Wirtschaft schaue, schüttele ich ja den Kopf.
Wie sie jetzt gehört haben, war mein erster Beruf, meine erste Ausbildung, Förster zu sein. Und ich habe immer gesagt: „Das ist mein Traumberuf, Förster zu sein.“ Und dann habe ich noch dazu das Glück gehabt, dass ich der jüngste Förster Österreichs war. Mit knapp über 20 war ich schon Revierförster. Das gab es überhaupt nicht in der Zeit. Aber das war ein Zufall, der nichts mit meiner Tüchtigkeit zu tun hatte, sondern mit ganz anderen Umständen. Ich war zufälligerweise genauso jung und ich bin als Förster da angetreten. Da haben die zum ersten Mal für ein Revier, wo sich sonst immer viele beworben haben und eine Drängelei war, keinen gefunden für dieses Revier im Karwendelgebirge in Tirol. Und der Grund, warum sie damals keinen gefunden haben, war: Das Forsthaus war vom Gemeindeamt 80 km entfernt und im Winter war man wochenlang eingeschneit. Da gab es noch keine Lawinenverbauungen. Wenn die Lawine gekommen ist, haben sie das Tal einfach zugesperrt und da hast du dann allein existieren müssen. Und ich hatte das große Glück - bin ja mit meiner Frau bald schon 40 Jahre zusammen - und ich habe das große Glück gehabt, dass meine Frau, kurz vorher so im Augenblick der Verliebtheit (die jungen Damen sollen jetzt sehr aufpassen, da muss man sehr vorsichtig sein) - hat sie damals zu mir gesagt: „Mit dir gehe ich überall hin.“ Stellt es euch vor. Und kaum hatte sie es ausgesprochen, habe ich gehört, dass es einen Försterposten gibt, wo sie keinen Wahnsinnigen finden. Und ich habe mich beworben und bin dorthin versetzt worden.

Und dann sind wir zwei als junges Paar vor dem Forsthaus mitten im Wald gestanden und es gab keinen Strom. Das war so eine Selbstversorger-Situation, sie war wunderbar. Für mich war es ein Traum, weil ich bin den ganzen Tag im Wald gewesen und konnte mich verwirklichen fernab der Bürokratie. Im Winter ist es dann finster geworden, wir haben jedes Jahr ein Kind bekommen – es war eine herrliche Zeit.

Und in der Försterei habe ich neben dem Humorvollen auch sehr tiefe Erfahrungen machen dürfen. Ich war ein junger Techniker, ein Ingenieur und war überzeugt von der Technik. Ich habe erlebt, wie Forstarbeiter noch mit den alten mittelalterlichen Methoden bei der Arbeit zu Tode gekommen sind. Ich habe Arbeitsunfälle gesehen, wie sie mit einem Schlitten das Holz vom Berg "ober zart ham" [herunter gezerrt haben]. Das war sehr, sehr schwer und mühsam. Und dann gab es die Maschinen – eine echte Erleichterung. Und zunächst haben wir diese Maschinen als Segen empfunden. Und ich habe mich bemüht, die Technik dort hinein zu bringen. Und das war irgendwie, wie wenn dieses Weltbild der alleinigen Technik erschüttert hätte werden sollen, habe ich immer so Erfahrungen machen müssen. 

Zum Beispiel sind eines Tages zwei Männer zu mir gekommen und haben gesagt: „Wir sind zwei Geigenbauer und haben gehört, dass in den Hochtälern des Karwendels im Mittelalter die ganz großen Meister des Geigenbaues ihr Holz gefunden haben‟. Ob ich bereit bin, solche Bäume mit ihnen zu suchen. Da habe ich mir gedacht, „na das klingt interessant, ich habe es nur vom Hörensagen gekannt und da gehe ich mit, das schaue ich mir an‟. Und als wir da rauf gingen in so ein Tal, haben sie mir noch dazu erklärt, so ein Geigenbaum, der muss ganz ruhig gewachsen sein, ganz fein und deshalb im Gebirge. Und die besten Bäume, die haben solch genetische Mutationen, die haben nicht solche geraden, die haben solche gewellten Fasern. Findet man extrem schwer und selten. „Na gut‟, habe ich mir gedacht, „das kann ja was werden‟. Dann haben die dort oben im Wald begonnen, an die Bäume zu klopfen und zu lauschen. Für mich war jedes Mal das gleiche tock, tock. Ich habe keinen Unterschied gehört. Und mir ist dann langweilig geworden. Ich bin dann wo anders hin und nach ein paar Stunden komme ich zurück und die waren ganz aufgeregt und sagten: „Wir haben einen Baum gefunden, der könnte passen‟. Da habe ich gesagt: „Na, das schau ich mir an‟. Und ich bin runter auf die Fahrstraße und da ist mein alter VW-Käfer gestanden und hab die Motorsäge rausgeholt, eine Axt und Keile geholt, wieder aufgestiegen und habe den Baum um geschnitten. Eine Fäll-Kerbe eingeschnitten. Weil der Bestand uralt war, der war schon beim Zusammenbrechen.
Ich musste da sowieso etwas ernten und da war es egal, es hat genau gepasst. Hab die Fäll-Kerbe gemacht, habe den Fäll-Schnitt gemacht, habe gekeilt und irgendwann kommt dann der Augenblick, wo die Krone so zu zittern anfängt. Dann neigt sich der Baum, der steht ja zum Schluss nur mehr auf so einer Leiste, über die fällt er…. Und er ist gefallen. Und so einen Augenblick, wenn du als kleiner Mensch mit einer lauten Säge so ein Lebewesen zu Boden bringst, das ist immer - für mich halt – ein Augenblick des Innehaltens. Ich war ganz ruhig und habe mir den Schweiß von der Stirn gewischt und habe nur geschaut: Wow. Und die zwei sind sofort hin und haben sich hingekniet und haben diese Scheibe, die Jahresringe, die man gesehen hat, des Baumes, betrachtet. Weil: die Jahresringe des Baumes sind sein Tagebuch. Da schreibt er das ganze Leben auf. Da kannst du sehen, was er erlebt hat. Da siehst du z.B., wenn er als kleiner (Baum) kein Licht bekommen hat, weil der Vater übermächtig war und den Jungen nicht hat aufwachsen lassen. So … die Kronen. Dann vegetieren die und haben keine Chance. Deshalb ist es auch so wichtig, dass die alten (Bäume) im Wald mal wegkommen. Erst, wenn der große (Baum) wegkommt, haben die jungen (Bäume) eine Chance – das ist ein natürlicher Prozess. Oder – du siehst, wenn irgendeine Hungersnot, Trockenheit herrschte, du siehst, wenn der Boden zu rutschen anfing – weil: das bildet sich alles ab. Da muss er Reaktionsholz bauen, muss er sich abstützen, usw. Und all diese Vorgänge sind schlecht, weil: Sie erzeugen Spannungen im Holz. Bei dem Baum war gar nichts – der war perfekt! Und die Faser war so gewellt – ich hab’ es nicht glauben können, hab mir gedacht: „Wie können die das hören‟? Aber es war so. Und die haben es angeschaut, waren überglücklich und ich hab’ ihnen ein Stück Holz verkauft. Sie sind überglücklich heimgefahren und ich hab’ das wieder vergessen. Meine Aufgabe war es ja, das Holz 1000-kubikmeterweise an die Großindustrie zu verkaufen. Und nicht so Abschnitte. Für mich war das einfach ein Hobby.

Ein Jahr später klopft es wieder an der Türe … stehen die zwei gleichen Gesichter wieder vor meiner Haustüre. Ich hab’ sie erkannt und hab’ gesagt: „Wenn ihr heuer wieder Geigenholz suchen wollt, dann geht mal alleine und ich komm dann nach…‟ – „Nein‟ - haben die zwei gesagt. „Wir sind nicht zum Holz suchen da, wir sind gekommen, um uns zu bedanken. Weil – der Stamm, der war perfekt. Und normalerweise‟ - haben sie mir erklärt - „muss man das Holz zehn Jahre lagern, bis man wirklich Geigen bauen kann‟. Aber da sind so viele Rohlinge rausgekommen, dass sie schon aus einem Stück eine Geige gebaut haben. Und die ist so wunderbar geworden – sie haben es nicht glauben können. Ich war etwas überfordert, weil ich mir dachte (damals gab es ja noch keine E-Mail und kein Faxgerät) – ich sagte: „Da hättet ihr eine Postkarte auch schreiben können und nicht so weit da reinfahren (müssen)‟. Da sagten sie: „Nein. Wir haben beschlossen, ihnen zum Dank ein Konzert vor zu spielen‟. Da haben sie aus dem Auto die Geige geholt und eine zweite. Ich bin ins Forsthaus gelaufen, hab’ die Frau und die Kinder und den Hund geholt – die sind alle so dagestanden – und dann haben die zwei zu Spielen angefangen. Und ich hab’ mir gedacht: „Wow‟ – ich war immer alleine im Wald – im Sommer, im Winter – da hörst du so viele Stimmen. Im Wald ist es jeden Tag anders. Da braucht sich nur die Luftfeuchtigkeit ändern – der Wind – der Regen – der Schnee – der Frost – das Tauwetter – es ist immer anders! Aber ich dachte mir: „Diese Stimme aus dem Baum, den ich selbst – selbst - gefällt habe – das hätte ich nie vermutet‟. Und die haben gespielt – mitten im Wald – und ich dachte mir: „Das ist eine andere Welt‟. Und dann haben wir sie zur Jaus’n (Zwischenmahlzeit) eingeladen. Und da haben sie mir erklärt: „Eine Geige ist nichts anderes, als ein halbes Kilogramm Holz – aber: In die beste Form gebracht. Mit der ganzen Liebe, mit der ganzen Erfahrung, mit der ganzen Meisterschaft, die Menschen über Jahrhunderte aufgebaut haben‟. Da dachte ich mir: „Wenn die nicht gekommen wären, hätte ich diesen Baum – diesen wunderbaren Baum – in ein Groß-Sägewerk geschoben und die hätten ihn in Bretter geschnitten und irgendwo hin verschippert‟. Keine Wertschöpfung! Keine Wertschätzung! Dann sagte ich ihnen das, da haben sie gelacht und sagten: „Ja, die Wertschöpfung in unserem Bereich ist schon enorm!‟ Wenn sie bedenken: eine Geige von Stradivari oder Guarneri, von den großen Meistern – die ist heute ein Gewicht – hundertmal so viel in Gold gewogen wert, wie das halbe Kilo Holz. Da dachte ich mir: „Um Gottes willen – ich schicke Bäume in die Spanplattenfabrik, die machen Sondermüll aus den Bäumen!‟ Und ich dachte, ich lebe in der modernen Zeit, wo alles besser geworden ist. Und das habe ich anzuzweifeln begonnen, was wir da treiben.

Na ja, und dann gab es noch den Opa bei uns in der Familie. Das war ein 80-jähriger Zimmermann. Und nach fünf Jahren hat der Florian (der heute am Büchertisch steht) mit der Schule begonnen. Da sagte ich – obwohl mir das vor ein paar Jahren noch unvorstellbar gewesen wäre … habe ich meinen sicheren, tollen Staatsposten gekündigt und mit dem Opa den Beschluss gefasst: Wir zwei – er über 80-jährig, ich war da 26 oder 27 Jahre - wir zwei gründen eine Firma. Ich will das Geheimnis der Bäume ergründen. In meinem Herzen ist einfach der Ruf: Ich muss zur Natur hin! Und diesem Ruf des Herzens bin ich entgegen jedem Menschenverstand gefolgt.
So lustig war das nicht. Wenn du Vater von kleinen Kindern und verantwortlich bist, die Familie zu ernähren und sagst: „Ich beginne so ein Wolkenbruchkommando‟ und habe weder einen Businessplan (noch...), gar nichts. Aber den Opa als Unternehmensberater. Dann hat der Opa noch dazu gesagt: „Pass auf, wenn wir zwei arbeiten, musst du das Holz in seiner besten Form nehmen.“ Da habe ich gedacht: „Ja, ja, in der besten Form, das ist eh klar, man muss einen guten Baum nehmen.“ „Nein, nein“ hat er gesagt „Du musst Mondholz ernten, zum richtigen Zeitpunkt.“

Dabei war mir nicht wohl dabei. Weil, ich hab’ Forstwirtschaft studiert, er nicht. Und die haben mir davon nichts erzählt, dass das relevant wäre. Ich habe Glück gehabt, er hat Pech gehabt. Ich habe die Ausbildung machen können, die ich wollte. Er war mit 7 Jahren Waisenkind. Nachdem der Erste Weltkrieg aus war, hat er hat mit Mühe und Not den Beruf des Zimmermanns erlernt. Und dann hat er sich in Russland an der Ostfront wiedergefunden. Das war sein Leben, nichts mit Ausbildung. Voriges Jahr habe ich auf der Krim die Orte besucht, wo er sein musste, wo seine ganzen Kameraden umgekommen sind. Furchtbar! Was wir für ein Glück haben, in so einem Frieden zu leben.

Und ich war damals ein bisschen arrogant und habe mir gedacht: „Opa und Mondholz. Vergiss es, Esoterik, das geht gar nicht‟. Dann war er hartnäckig, ich kürze es ab, und war so lange hartnäckig, bis er mich gezwungen hat, meine erste Mondholzpartie zu ernten. Wir haben im Winter im Jänner bei tiefem Schnee die Bäume um geschnitten. Ich war dabei, habe auf jeden Baum das ‚T’ für Thoma draufgeschrieben, damit es dann in unser kleines Sägewerk kommt. - Da hammer dann schon mit so am Sagerln angfangn [ein kleines Sägewerk aufgebaut]. - Und bei Neumond habe ich gesagt: „Jetzt ist Schluss. Die paar hundert Meter, die wir geerntet haben, werden auf der Alm gelagert. Weil, jetzt dreht der Mond‟. Und der Opa hat gesagt: „Da darf ich nichts anderes mehr tun‟. Und ein paar Holzknechte haben gesagt: „Ja, ja, die Alten haben schon recht. Da ist schon was dran“. Und die andern haben geschmunzelt. Und wir haben es so gemacht.

Im Frühjahr, im Mai, lag das Holz immer noch auf der Alm. Ich hab's kontrolliert. Die Holzknechte haben nach meinem Stopp ja weitergearbeitet. Aber das Holz danach hat ein Nachbarsäger bekommen. Und der hat's auch auf der Alm gelagert – 50 m daneben. Im Frühjahr ist der Borkenkäfer gekommen und ausnahmslos ins Nachbarholz geflogen. Und meines ist verschont geblieben. Da stand ich auf der Alm und hab mir gedacht: „Ich bin ein klardenkender Mensch und der Käfer hat kein Placebo. Der Käfer müsste gefälligst beide Holzhaufen anfallen, wenn er da ist‟. Hat er aber nicht. Da habe ich gedacht: „Opa, du weißt Dinge, von denen habe ich keine Ahnung‟. Und bin demütig geworden und hab zu ihm gesagt: „Opa, das hätte ich nicht geglaubt“. Dann hat er gesagt: „Du wirst dich wundern, was mit dem Pilz los ist. Der geht da nicht rein“.

Da sind wir darauf gekommen, dass dieses Holz Jahre und verbaut Jahrzehnte und Jahrhunderte länger beständig ist und du keinen Tropfen giftiges Holzschutzmittel brauchst – wenn du so arbeitest. Und dann hab’ ich erst kapiert, was mir der alte Mann für einen Schatz gegeben hat. Und ich hab’ erst kapiert, dass da natürlich kein Interesse ist, in den Schulen den jungen Technikern zu lehren, wie die Chemieindustrie kein Geschäft macht, eh klar. Da gab's ja in jedem Lehrmittelzimmer die Spendengaben von genau dieser Industrie, damit das gelehrt wird. Wow! 

Und dann habe ich begonnen, die Dinge aufzuschreiben und mitzuschreiben, weil ich gesagt habe: „Für die Kinder, die kleinen Kinder, die werden ja irgendwann groß sein, vielleicht interessiert es mal einen‟. Und habe ein Tagebuch geschrieben.

Kommt eines Tages ein Verleger zu mir. Der wollte einen Fußboden kaufen. Damals noch gar kein Haus, einen kleinen Fußboden. Und wir sind in's Gespräch gekommen und haben eben auch das Thema „Mondholz“ berührt. Und dann habe ich ihm erklärt und so erzählt, wie ich ihnen jetzt erzähle. Und ich habe dabei in meinen Aufzeichnungen geblättert, weil ich ihm zeigen wollte, von wo genau das Holz für seinen Boden hergekommen ist. Dann schaut der und horcht und horcht und sagt: „Herr Thoma, Sie müssen ein Buch schreiben. Das ist hochinteressant.“ Und ich habe gelacht und habe damals gesagt: „Ich bin ein Holzkopf. Ich kann doch kein Buch schreiben“. Dann sagt er: „Sie haben doch ein Buch schrieben. Das Manuskript, das liegt ja da.“ Sag ich: „Das ist kein Manuskript, das ist mein Tagebuch für die Kinder, aber nicht für ein Buch.“ Dann sagt er: „Aber Sie brauchen es nur so formulieren, dass man es als Text durchgehend lesen kann – dann haben sie ein wunderbar interessantes Buch‟. Dann hab’ ich mir gedacht: „Ja, ist ja vielleicht auch keine schlechte Idee, ich habe es ja auch vom Opa geschenkt bekommen.“ Und habe so überlegt und gesagt: „Na ja, warum nicht? Ich werde es mir überlegen.“
Ein paar Tage später komme ich zu meinem Steuerberater, irgendwelche Buchhaltungsthemen zu klären und nachdem wir das getan haben, haben wir einen Kaffee getrunken und dann sagt er: „Wie geht’s so?“ Und wir haben uns unterhalten und ich sage: „Du, das ist witzig – jetzt glaube ich, schreibe ich ein Buch.“ Dann lacht er, sagt er: „Was willst du für ein Buch schreiben?“ Dann habe ich ihm die Geschichte erzählt, horcht er schweigend zu und sagt dann: „Pass auf einmal, jetzt sage ich dir was: Ich habe dich jetzt durch die schwierigsten Gründungsjahre begleitet. Das überleben nicht viele Jungunternehmer, so ein Risiko. Und du hast das Glück, dass du durch deinen Opa so ein Spezialwissen bekommen hast. Das ist ein Know-how-Vorteil, das ist ein Vorsprung, den du hast. Das musst du beschützen, verteidigen, das gehört in einen Tresor, nicht in ein Buch. Du willst ein Buch schreiben, dass es dir jeder nachmacht? Bist du wahnsinnig?“ Dann habe ich mir gedacht: „Der hat auch recht.“ „Was soll ich denn jetzt machen?“ Da war ich völlig verunsichert und bin nach Hause gefahren. Und habe mir gedacht: „Was soll ich denn machen?“

Wenn Sie nicht mehr weiterkönnen, meine lieben Leute, bitte, bitte, bitte – wenn Ihr nicht mehr weiterkommt – geht in die Stille! Es ist völlig, vollkommen egal, ob Sie einen Zugang haben und in ein Gebet gehen, oder ob Sie den Zugang nicht haben – das spielt keine Rolle. Aber gehen Sie in die Stille. Und das habe ich auch getan. Ich habe mit meiner Frau darüber geredet und hab‘ dann nachgedacht. Und wenn du unter einem Baum sitzt, habe ich mir gedacht: „Was machst denn du, du Baum, dass du erfolgreich bist? – Dachte ich: Ja, das ist es!“ Wissen sie, wer der erfolgreichste aller Bäume ist? Der erfolgreichste Baum ist der, der von seinem Wissen, von seinen größten Schätzen am meisten hergibt! Und der Verlierer ist der, der seine Schätze zusammenrafft. Immer, immer, immer, immer!

Erinnern Sie sich an die Geschichte mit dem Zucker? Zucker ist das Gold des Waldes, mit Zucker kannst du alles bekommen in der Welt der Pflanzen. Alles – der ganze Boden arbeitet für dich, wenn du Zucker hast. Und der Baum, der am meisten weggibt, gibt, gibt – der kriegt am meisten zurück. Das ist wirklich so. Und wenn, ich habe dann später, wie meine Tochter begonnen hat Betriebswirtschaft zu studieren, habe ich berufsbegleitend mit ihr mitgemacht und Wirtschaftswissenschaften studiert. Da habe ich genau das Gegenteil gelernt. Da lernst du lauter Dinge, das Gegenteil. Aber ich habe es zu dem Zeitpunkt, ich habe dann nur immer gelacht, weil ich es schon besser gewusst habe. Ich mache es kurz – ich habe mich entschlossen, das Buch zu schreiben, weil ich mir gedacht habe: „Was soll’s? Was soll ich jetzt da zusammenraffen? Das Wissen hat mir doch der Opa geschenkt – ich schenke es weiter.“ Wenn ich das nicht getan hätte, dann wäre ich nicht hier. Ich wäre nicht hier. Sie haben keine Ahnung, was alles passiert ist.

Das erste war – das Buch ist raus, es war ja vollkommen laienhaft. Ich habe ja vom Schreiben keine Ahnung gehabt, wirklich nicht. Das Büchlein ging raus und war ein Bestseller, vom Stand weg haben wir die ersten 100.000 verkauft. Unfassbare Zahl, unfassbar. Und ich habe eine Lawine, eine Lawine von Anschriften bekommen, von Rückmeldungen, von Waldbauern, von Holzknechten, von alten Wagner- und Tischlermeistern, Zimmermeistern, die geschrieben haben: „Wir sind so glücklich, dass jemand diese Erfahrung weitergibt und jetzt schreiben wir Ihnen, was wir erlebt haben.“ Ich bekam eine Wissensbibliothek, die kannst du dir nirgendwo auf der Welt kaufen. Das war der erste Dank. Unfassbar.

Parallel dazu wurde ich auf das derbste angegriffen. Da kam die Chemieindustrie und die große Spanplattenindustrie und haben gesagt: „Mondholz – wenn du fünftausend Bücher verkaufst, ist uns das völlig Wurst. Wenn du hunderttausend Bücher verkaufst, beginnen die Kunden, das bei uns zu fragen. Das passt uns nicht.“ Dann haben die Studien in Auftrag gegeben, das Mondholz Blödsinn ist. Das ist schon heftig! Wenn du als Unternehmer überleben willst und dann gibt‘s irgendeine offizielle Studie, dass das Humbug ist und du die Leute täuscht – das musst du erst überleben. Es war eine bittere Prüfung, aber sie wissen ja, wenn man eine Prüfung überlebt, dann war sie gut. Und wissen sie, wie wir es überlebt haben? Das war das komische. Nach den vielen positiven Zuschriften kam eine Anfrage, ob wir eine Delegation aus Japan empfangen wollen. Dann dachte ich mir: „Japan kenne ich nur aus dem Geografie-Unterricht, aber die sollen bitte kommen, wenn sie wollen.“ Dann kamen die Leute aus Japan und der Leiter der Delegation war ein buddhistischer Mönch, ein kleiner Mann, mit so einem orangen Tuch eingewickelt und die haben Dolmetscher dabeigehabt und waren sehr gut vorbereitet und haben viele Fragen gestellt zu dem was wir machen. Dann habe ich gesagt: „Bitte, jetzt muss ich einmal fragen, warum sind Sie gekommen?“ Dann erzählt mir der Mann, er ist der Leiter von dem Kloster, das der älteste Holzbau der Erde ist. Es ist ein 1650 Jahre alter Holzbau, vier-, fünfgeschossige Pagoden [turmartiger Tempelbau] und solche Gebäude. Und im Kloster gibt es genaue Aufzeichnungen, wie das Holz - zu welcher Zeit es geerntet wurde, wie es getrocknet und behandelt wurde. Und das deckt sich 100%ig mit dem, was ich in dem Buch beschrieben habe. Und sie waren so überrascht, dass in Europa jemand so etwas schreibt und haben beschlossen, sie wollen sich diesen Menschen anschauen. Da ist mir die Lade runtergefallen. Ich bin dagesessen und habe gesagt: „Das einzige was ich dazu sagen kann: Der Opa, der war sicher nie in Japan.“ [Publikum lacht]

Ja, ja – aber was so lustig klingt – ich wurde in meinem Heimatland Österreich von allen öffentlichen Aufträgen kategorisch ausgeschlossen. Wir hatten keine Chance Arbeit zu bekommen und der Mönch sagt bei der Verabschiedung zu mir: „Was sie tun, ist gut.“ Dann habe ich gesagt: „Warum?“ Dann sagt er: „Weil sie arbeiten so, dass sie auf der Erde keine Spuren hinterlassen.“ Das hat mich sehr berührt, weil unser großes Anliegen war: Ein Haus so zu verarbeiten, dass es für Generationen nach uns noch gut ist. Sprich: Dass es vollkommen müll- und abfallfrei ist, dass es vollkommen frei ist von ausgasenden Chemikalien. Die Leime, die in der Holzindustrie verwendet werden, sind alle brutal giftig. Das muss weg. Wir haben alles durch mechanische Holzverbindungen ersetzt. Und wir haben so gelitten, dass diese Arbeit, die uns an den Rand der Existenz gebracht hat, nicht gewürdigt wird. Und dann kommt der Japaner daher und würdigt es. Also, das hat der Seele gutgetan. Und dann sagt er zu mir: „Ich werde Sie deshalb unterstützen.“ Da war in mir wieder der ungläubige Thomas und ich habe mir gedacht: „Das ist sehr schön gesagt…“, und habe mich bedankt und habe mir gedacht: „…du wirst mich überhaupt nicht unterstützen, weil dich sehe dich nie wieder.“ Aber das war natürlich unausgesprochen.

Zwei Wochen später kriege ich einen Anruf von einem Verleger aus Tokio – nicht er will, er muss mein Buch in Japan übersetzen und auf den Markt bringen und ob ich dazu bereit bin. Natürlich war ich bereit. Die japanische Übersetzung war die allererste meiner Bücher. Und zwei Jahre später habe ich im fernen Japan mehr Häuser stehen gehabt als in meinem Heimatland Österreich. Und alle japanischen Kunden, alle haben ohne Ausnahme bevor wir ein Brett in die Hand genommen haben, hundert Prozent des Geldes im Vorhinein auf Vertrauen überwiesen und haben nicht ein einziges Mal über Rabatt verhandelt. Das war für uns unfassbar. Und mit diesem Schub, der aus dem Geben entstanden ist, haben wir das ganze Unternehmen entwickeln können und habe ich mein Forschungszentrum aufgebaut.

Und da habe ich gewusst, da habe ich am eigenen Leib, da war der ungläubige Thomas bekehrt, da habe ich gewusst – es funktioniert! Die Schöpfung funktioniert, wenn du Seelenhygiene betreibst. Wenn du schaust, dass du den ganzen Mist draußen lässt. Und wenn du dich dem zuwendest, wo das Leben stattfindet. Das funktioniert. Da wirst du getragen. Ich hab‘ nicht viel …, ich kenne so wenig Ivo, von deinem Leben. Aber wenn ich schaue, was hier ist, das hättest du dir am Anfang auch nicht träumen lassen. Du wirst getragen. Aber man muss einmal den Mut haben und den Schritt machen und sagen: „Ich lasse mich ein.“ Dann wirst du getragen.

Ja – das Mondholz! Aber dann ging es natürlich erst noch los. Da haben wir begriffen … also für mich waren diese Angriffe extrem wertvoll! Ich hab’ all den Angreifern aus innerstem Herzen vergeben und bin ihnen heute dankbar. Sie sind ja Werkzeuge, ohne dass sie es wissen. Weil: die haben mir beigebracht, dass die Wissenschaft und das alte Wissen zusammengeführt werden müssen. Dass es kein Gegeneinander gibt, dass es darum geht, die Natur ins Leben zu lassen. Und nicht zu sagen: „Ich bin bei der Naturfraktion‟. oder „ich bin bei der … Fraktion‟. Das gibt es nicht! Wir sind eine Einheit!
Und ich hab’ begriffen: Wir müssen forschen, forschen, forschen, forschen!
Dann haben wir gesagt: Jede Chemie raus! Wir haben dann als Allererstes mechanisch verbundene Vollholzwände entwickelt.
Dann habe ich die ersten Brandschutztests gemacht. Anfang der 90er Jahre gab es weltweit die besten, widerstandsfähigsten Holzkonstruktionen – die konnten 30 Minuten in den Labors den Prüfflammen bestehen – die haben F 30 (= Klassifizierung) zertifiziert bekommen. Doch unsere dicken Wände und Decken – da ist beim ersten Brandversuch im Labor nach zwei Stunden das Öl im Brenner ausgegangen. Dann haben die den Versuch wiederholen müssen und wir haben F 180, weltweit als erstes – drei Stunden Brandsicherheit zertifiziert bekommen. Nach drei Stunden ist schon längst alles evakuiert! Das kriegst du mit Stahlbeton nicht hin. Weil: Wenn es mit 1.000 Grad brennt – nach einer halben bis einer Stunde ist das Eisen im Stahlbeton ausgeglüht und es stürzt zusammen. Das haben wir mit Holz erreicht!

Dann haben wir in den 90er Jahren und vor allem nach der Jahrtausendwende gesehen – da kam diese Dämmstoff-Kampagne. Das ist immer derselbe Trick! Das Ziel ist selbstverständlich richtig! Es ist selbstverständlich richtig, dass wir kein Erdöl irgendwo ausräubern dürfen, um die ganze Welt mit dem Risiko des Transportes karren – nur, damit wir unsere Häuser warm heizen, dies zu verbrennen. Das ist viel zu kostbar. Aber: den Menschen erklären, dass sie zum Ziel des Energiesparens alle Häuser mit giftigen Polystyrolen einwickeln müssen, wo die Häuser schimmeln und diesen Dreck niemand mehr entsorgen kann – das ist ein Wahnsinn! Das ist ein Wahnsinn!
Wir haben als vollkommene Außenseiter immer gesagt: wir publizieren nie – nie! Zuerst bauen, weil: dann kann niemand sagen: „Das geht nicht!‟ Erst dann darüber reden. Wir haben als vollkommene Außenseiter mit tollen Kooperationen – ETH Zürich [Eidgenössische Technische Hochschule Zürich], also gerade mit den Schweizer Universitäten haben wir immer super zusammengearbeitet, (hier gibt es noch ein Quäntchen mehr Unabhängigkeit, wie sonst wo, das muss man sagen) – haben wir die ersten Häuser gebaut, die energieautark sind! Ich bau für jeden von ihnen, der das will, ein Haus, das sich selbst heizt und kühlt – das ganze Jahr! Nie kälter als 18 Grad und nie wärmer als 24! Ohne dass du einen Ofen brauchst! Nur mit der Sonne, die auf’s Dach scheint und mit dem Speicher des dicken Holzes. Holz speichert über einen Monat lang! Das haben wir entwickelt! Das bietet die Natur! Das geht!

Genau wie die Barbara [Vorrednerin] sagt: „Ich brauche kein Ritalin – ich kann es anders lösen‟. Meine Damen und Herren – ich brauche keinen Dämmstoff! Ich habe kein Problem, dass wir eine Energiekrise haben. Wir haben keine Energiekrise. Überhaupt nicht! Wir haben falsche Konzepte! Das ist alles!

Ich habe in meinem Leben …., ich habe in meinem Leben fünf Fabriken bauen müssen und dürfen! Und ich kann mich erinnern, als wir die erste Fabrik gebaut haben, hab’ ich mir gedacht: Jetzt müssen wir das so groß machen, weil wenn wir Hotels oder … Am Anfang hatten wir Einfamilienhäuser gebaut, dann kamen „Viergeschosser‟, dann haben wir in Hamburg innerstädtisch das erste Haus, Gebäudeklasse fünf, nur mit Holz gemacht – nur mit Holz. Und haben die ganzen Brandschutznachweise gebracht – haben die leisesten Holz-Hotels der Welt. Dann haben wir den wunderbaren Auftrag bekommen, in Moskau eine Universität zu bauen … tolle Geschichten haben wir gemacht. Und dann ist es eben grösser geworden. Da dachte ich mir: „Wie ist das jetzt? Jetzt brauchen wir große Werke, große Hallen – viel grösser wie hier – und da sind große Maschinen drinnen – muss ich jetzt auch ans Netz und den Atomstrom anzapfen? Also lande ich doch in der Sackgasse der Abhängigkeit‟. Meine größte Fabrik, wo wir am meisten Häuser bauen – die ist nördlich von Basel in Deutschland – also da bei Freiburg/Lahr im Schwarzwald. Bei uns läuft alles mit Sonnenenergie! Mit Sonne, die aufs Dach scheint! Es funktioniert alles, es laufen die ganzen Maschinen! Alles! Jedes Haus, das aus so einer Fabrik kommt kann – kann, wenn es wegmuss, zerlegt werden muss … die halten 500 Jahre, die halten so lange … Und wenn es wegmüsste: Da wird nichts weggeworfen – das wird wieder Haus! Du kannst die Wände auseinanderschrauben – geht ins Werk zurück, der Roboter bohrt die Dübel raus, die alles zusammenhalten – nimmt Brett für Brett – baut das nächste drauf.

Es gibt keine Rohstoffknappheit, meine Damen und Herren! Es ist für mich so ungeheuerlich – UNGEHEUERLICH – wenn Angst damit gemacht wird, dass scheinbar auf der Erde Knappheit herrscht! Das ist der gemeinste Trick, den es gibt! Die Erde – die Erde, die Schöpfung – Gottes Schöpfung ist ein Ort der Fülle und der Freude! Gehen sie im Frühjahr raus und schauen einen Kirschbaum an. Der Kirschbaum hat die Aufgabe, (von mir aus) 1.000 Kirschen zu tragen. Wenn der bei McKinsey [Unternehmensberater] gewesen wäre und gelernt hätte, dann würde er genau 1.020 Blüten austreiben. Weil alles andere Verschwendung ist. Der hat aber 100.000 Blüten, wenn er 1.000 Kirschen haben möchte. Oder noch mehr! Der hat eine Fülle! Für alle genug!

Und so zieht sich das durch! Jetzt sag ich ihnen was. Man erzählt uns zum Bsp.: „Ja, jetzt haben wir zu wenig Holz oder zu wenig Mangan oder zu wenig seltene Erden, weil jeder ein Handy haben möchte‟. Gehen wir mal vom Holz weg zu einem anderen Beispiel. Sie wissen eh’, wie das ist mit dem Elektroschrott! Wissen Sie, was wir damit tun? In einer Tonne Elektroschrott ist der Gewichtsanteil rund zehnmal so hoch an seltenen Erden, wie im Erz aus dem Kongo, wo es aus dem Rohstoff ausgebuddelt wird. Aber: wir nutzen nichts zurück! Wir hauen den Elektroschrott irgendwo in Rotterdam oder Bremerhaven auf einen alten Frachter, verschippern ihn an die Küste Westafrikas oder sonst wohin, wo die Leute wehrlos sind und schmeißen den ganzen Giftmüll auf einen Haufen. Und die Ärmsten der Armen ziehen vielleicht noch ein Kupferkabel raus, aber sonst ist alles weg! Wir sind in der Sackgasse der reinen Verschwendungs- und Wegwerfwirtschaft gelandet. In meinem Studium der Wirtschaftswissenschaften hab’ ich gelernt: „Wenn du ein neues Produkt beginnst, musst du ganz am Anfang – als Allererstes – eine Marktforschung machen‟. Sagen wir, ich mache einen Rasierapparat. Ich will jetzt bewusst von meiner Branche weggehen. Da muss ich eine Marktforschung machen, schauen: Wer kauft diesen Rasierapparat – wer wird den kaufen? Und wie sieht es mit dessen Gedächtnis aus? Wann darf der Rasierapparat frühestens kaputt gehen, dass er einen neuen kauft, ohne dass er beleidigt ist? Dann kommst du im Fall vom Rasierapparat darauf, dass – wenn er nach zwei Jahren kaputt geht, dann kauft er die Marke nicht mehr – wenn er nach fünf Jahren kaputt ist, kauft er sie wieder. Und dann musst du den Rasierapparat von den Technikern so bauen lassen, dass er nach fünf Jahren kaputt ist. Das nennt man geplante Obsoleszenz – geplanter Verschleiß. Das ist ein Frevel! Keine Marketingstrategie – das ist ein Frevel! Das ist gestohlene Zukunft der Kinder! So agieren wir in der Wirtschaft.

Wenn ich aber in den Wald rausschaue – da geht es ganz anders zu! Jede Ameise baut ihr Haus so, dass – wenn sie auszieht –alles vom nächsten Stamm wiederverwendet wird. Da gibt es keinen Müll, keinen Abfall!

Man erzählt uns Menschen, dass wir auf dieser Erde zu viele sind. Dass wir so langsam nicht mehr mit den Rohstoffen auskommen. Das ist eine ganz einfache Rechnung:
Wir sind momentan gut sieben Milliarden Menschen, Durchschnittsgewicht 70 kg - sagen wir mal - in Asien weniger, bei uns ein bisschen mehr. 7 x 7 = 49 - also gibt es auf Erden 500 Millionen Tonnen lebende Menschen, die herumkrabbeln. So, soweit so gut.
Biologen können ausrechnen, wieviel wiegen alle Ameisen und Termiten, die herumkrabbeln. Das ist erstaunlich. Die Welt der Insekten wird immer unterschätzt – die haben 6 - 7x soviel an Gewicht wie wir Menschen. Unfassbar!

Haben Sie schon einmal gehört, dass jemand sagt: „Die Ameisen, die Mistviecher - die fressen alles zusammen, das sind viel zu viele - jetzt gehen die Ressourcen aus.“ Nein, natürlich nicht, weil die leben Kreislaufwirtschaft. Sie designen jedes Produkt so, dass alles wiederverwendet werden kann.
Und wenn wir schon vor hundert oder vor fünfhundert Jahren die Städte gebaut hätten aus solchen Häusern, wo man alles zerlegen und wiederverwenden kann, dann bräuchte ich gar keinen Wald mehr als Rohstofflieferant. Dann habe ich nie die Gefahr, dass der Wald geplündert wird.
Wenn ich aber in Ikea-Manier in den Wald gehe, alles zu Spanplatten verarbeite, das Möbel so designe, dass es möglichst beim ersten Umzug kaputt ist, damit der Kunde neue kaufen muss - und dann der Müll als Belastung für diejenigen ist, die es wegräumen müssen - aber das zahlt eh die Öffentlichkeit - dann sind die Ressourcen ein Thema.

Also, ich habe das jetzt so ausführlich erklärt, weil ich sage es Ihnen: Auf dieser Welt gibt es keinen Grund Angst zu haben, gibt’s nicht. 

Und es gibt noch ein ganz wichtiges Gesetz - und da komm ich jetzt zu meinem letzten Kapitel:

Ein ganz, ganz wichtiges Gesetz in der Natur draußen - bei den Bäumen - da gibt es ja nicht so was, wie Ideologie oder Moral, das ist ja nicht vorhanden. Da draußen ist ja alles so dezentral wie möglich. Und da draußen ist jedes Experiment erlaubt. Da ist ja nicht jemand, der sagt: „Pfui, das machst Du aber nicht, denn das ist ja schlimm, wenn Du die Hose runterziehst oder sonst was machst.“ Da gibt’s das nicht. Aber umgekehrt, dafür dass alles erlaubt ist, ist immer die Verantwortung bei dem, der’s tut.
Ein Manager, der was ausprobiert und sagt, die anderen baden es aus, das gibt es nicht. Jeder kann alles versuchen, aber jeder trägt die Verantwortung. Und dabei ist etwas Seltsames herausgekommen, zumindest in meiner Beobachtung: Es setzt sich immer durch, was dem Leben aller dient. Es setzt sich durch, was dem Leben dient - das ist so unfassbar.

Und da komme ich jetzt zu dem Thema „Gesundheit“, weil die Gesundheit für den Menschen ist einfach was Wichtiges. Das Material Holz hat einen ganz relevanten und beeindruckenden Einfluss auf unsere Gesundheit, weil es eben in dieser Haltung entstanden ist.
Der Baum hat mit unserer Gesundheit irrsinnig viel zu tun.

Ich habe das Buch Die geheimen Sprache der Bäume geschrieben und dann habe ich durch Zufall einen der renommiertesten anerkanntesten Forscher der Medizin in Österreich kennen gelernt, einen gewissen Professor Maximilian Moser, der seinen Lehrstuhl an der Medizinuniversität in Graz hatte. Und in der Zeit - da waren wir daran beteiligt - hat es die Versuche gegeben, dass man schaut physiologisch, was geschieht mit einem Menschen im Vergleich, wenn er in einem Haus aus Holz lebt, arbeitet oder schläft - oder in einem Haus, das kommerziell aus Gipsplatten und Kunststoffen so gebaut ist, wie man es kennt. Die Ergebnisse waren beeindruckend.

Am Anfang haben wir zwei Schlafzimmer gemacht - eines aus Holz und eines aus Holzimitat - aus Laminat - das ist Plastik, das aussieht wie Holz.
Jeder Mensch, der in vollem reinem Holz schläft, erspart sich in einer Nacht die Arbeit des Herzens von einer ganzen Stunde. Die Grazer waren Spezialisten im Vermessen des vegetativen Nervensystems. Sie habe da auch ein neues Verfahren entwickelt. Jeder Mensch hat nachweisbar bessere Heilungschancen, wenn er krank ist, ein gestärktes vegetatives Nervensystem, besseres Konzentrationsvermögen, und, und, und, wenn er im Holz schläft oder arbeitet. Unglaublich!

Ich war fasziniert von diesen Versuchen und habe nebenbei meinem Verleger in der Zeit, wo wir die Sprache der Bäume gehabt haben, von dem erzählt. Da war er nicht mehr zu bremsen. Er sagte: „Erwin, du musst mir ein Buch schreiben über Holz und Gesundheit.“
Da hab ich mich sehr gesträubt, weil ich gesagt habe: „Hannes, ich bin kein Arzt. Ich fühle mich nicht berufen, wirklich seriös zum Thema Gesundheit zu schreiben. Das darf man nicht machen, wenn man kein Arzt ist. Ich habe zu wenig Grundwissen.“
Damit war der natürlich nicht zufrieden. Er kommt eines Tages daher und sagt: „Jetzt wirst du mir das Buch schreiben.“ „Warum?“ „Ich habe von Professor Moser die Zusage - er macht dir die gesamte medizinische Redaktion. Damit hast du die ganze Uni Graz - die renommierte schulmedizinische Universität - hinter dir.“ Ich sagte: „Wow, das ist toll! Das ist eine tolle Chance. Wenn das hält, dann mach ich es.“

Dann haben wir uns getroffen in der Redaktion in Salzburg. Ich habe eine Bedingung gestellt: „Lieber Professor Moser, wenn das so sein soll, dann müssen Sie mir aber die dümmsten Fragen, die ich als Laie stellen kann, beantworten. Ich brauche sozusagen alles, was im Buch steht, medizinisch wissenschaftlich hinterlegt.“ Er sagte, ja das macht er.
Da ging eine Reise los.

Ich bin in meiner Kindheit sehr rustikal aufgewachsen. Ich will damit nicht die Zeit vergleichen mit der heutigen, das ist unzulässig. Wir sind ganz anders aufgewachsen als Kinder heute aufwachsen. Stell dir vor einmal: Wenn heute eine Kindergärtnerin zu den Kindern sagen würde: „Ihr lieben Kinder - heute gehen wir und spielen den ganzen Tag am Misthaufen.“ Das geht nicht. Das waren ganz andere hygienische Zustände.
Wir sind am Bauernhof gewesen, haben viel arbeiten müssen - es war alles ganz anders. Aber aus dieser Kindheit habe ich Erinnerungen mitgebracht und mitgenommen. Ich habe mich erinnert - wir haben ja heute immer noch eine kleine Landwirtschaft immer noch daheim. Und als Kind habe ich oft mit Pferden arbeiten müssen, da hat es noch keinen Traktor gegeben beim Nachbarn. Und ich bin gerne mit den Rössern gegangen und habe zugeschaut, wie sich zwei Pferde zu nahe gekommen sind, die sich nicht mögen haben. Eine Stute hat ausgezogen und dem anderen richtig eine geschmiert. Da waren Eisen drauf und da ist eine klaffende Fleischwunde von der Schulter runter gehängt.
Ganz ernst - wenn so ein Pferd eine Sepsis [Blutvergiftung] kriegt, ist es schnell kaputt. Trotzdem hat niemand den Tierarzt geholt, denn das wäre viel zu teuer gewesen. Stattdessen ist die Großmutter in den Stall gegangen, hat eine verschmutzte Blechbüchse geholt, die immer im Stall gestanden ist. Sie hat sie aufgemacht - und da war die selbstgerührte Heilsalbe aus Baumharz drinnen. Die hat man draufgeschmiert und das Pferd ist nach einer Woche wieder einsatzfähig gewesen. Das ist problemlos geheilt, die schreckliche Wunde.

Kurz bevor ich zur Schule gekommen bin, hat mir mal der Hofhund fürchterlich in die Wade gebissen. Ich hatte vorher was ausprobiert. Und da gab es dieselbe Prozedur. Also bitte verstehen Sie das jetzt nicht falsch. Wenn ich heute so eine Verletzung bei einem Kind sehe, gehe ich zum Arzt. Aber damals ist niemand mit mir zum Arzt gegangen. Die haben mir die Salbe raufgeschmiert, das ist verheilt. Diese Salbe aus Baumharz, die war allgegenwärtig.

Der Höhepunkt war der, als der Opa, schon über 80jährig sich verletzt hat. Bei uns war’s immer der Brauch, am Samstag haben wir der Oma Kaffee und Kuchen bekommen. Da sind alle zusammengekommen. An diesem Samstag war er noch in der Werkstatt wie so oft und hat noch etwas fertig gemacht - und wir sind schon in der Küche beim Kaffee gesessen. Plötzlich geht die Türe auf, der Opa kommt von der Werkstatt, er ist ausgerutscht und mit der Hand in die Abrichthobelmaschine, in den Fräskopf hinein. Er hat sich nicht die Finger, wie es normal ist, sondern er hat sich den ganzen Daumenballen so weggefräst, weil er so drübergefahren ist. Das war eine riesige klaffende Wunde, die hat furchtbar geblutet.
Er erscheint in der Küche und sagt zur Oma: „Muatta, hiaz brauch i a Soim.“ [Mutter, jetzt brauche ich eine Salbe.] Er hat so geblutet und wir waren natürlich geschockt und sind aufgesprungen: „Sofort der Notarzt.“ Der nächste sagte: „Nicht der Notarzt, führt ihn ins Krankenhaus, das muss genäht werden!“ und er (Opa) war aber nicht aus der Ruhe zu bringen. Er sagte: „na na ihr braucht nemanden a rufa, weil i steig nit ei“ [„Nein, nein! Ihr braucht niemanden anrufen, weil: Ich steige nicht ein.“] Und in dem Augenblick steht die Oma da - Sie wissen, was sie mit gehabt hat - und ich dachte, ich muss das verhindern. Weil für die Pferde war’s schon klar, aber für den Menschen?

Mein Gedanke war, wenn der eine Sepsis kriegt, eine Blutvergiftung - der ist weg. So ein alter Mensch, das kannst du nicht machen. Es war nicht zu verhindern. Er hat sich das draufgeschmiert und nach 14 Tagen war die Wunde komplikationsfrei verheilt. Unglaublich!

Und das habe ich dem Professor erzählt. Ich sagte: „Max, wie gibt es das? Haben die Leute ein besseres Immunsystem gehabt oder sind wir heute verweichlicht? Wie gibt es sowas? Da war ja keine Hygiene dabei bei so einer Wundversorgung.“ Dann sagte er zu mir: „Hast du das Rezept?“ Ich: „Das Rezept habe ich natürlich, weil meine Frau ist Drogistin und auch auf der Seite der Naturheilkunde. Sie hat immer Salben gerührt und die ganzen Dinge gemacht. Sie hat’s ja gelernt.“
Ich war immer der ungläubige Thomas. Wenn ich mir wehgetan habe, bin ich immer in die Apotheke gerannt. Bei den Tieren hab ich es hergenommen, aber für mich habe ich in der Apotheke Betaisodona und Vita-Merfen geholt, wenn ich mir wehgetan habe.
Das hab ich ihm auch gleich erzählt, damit er mich nicht verdächtigt, dass ich da auf Abwegen unterwegs bin. Ich habe ihm auch das Rezept gegeben, dem großen Professor. 

Beim nächsten Treffen sagt er: „Erwin, das ist schon was Besonderes mit dem Baumharz.“ „Warum?“ „Stell Dir mal vor - wir haben das Lärchenharz untersucht, das du da angibst. Und diese Substanz ist in einem höheren Maße bakterien-, pilze- und virenabtötend (also alle Krankheitserreger abtötend), wie jedes Medikament, das uns aus der Pharmaindustrie zur Verfügung steht.“
Ich sagte: „Was??! Max, DU bist ja der große Schulmediziner. DU bildest ja Ärzte aus - und DU sagst so was?“ Er: „Erwin, das ist so. Und ich sage dir noch was: Diese Rezeptur, die die Natur da gefunden hat, die ist so komplex, die kannst du nicht synthetisch nachbauen. Das ist kein Geschäftsmodell. Das funktioniert nicht. Aber sie ist hochwirksam!“ Ich: „Max, in meinem Sägewerk - unser Betrieb ist in zwischen gewachsen und weil das Mondholz niemand mehr macht, haben wir ein eigenes Sägewerk aufgebaut - da ist genug Lärchenharz. Wenn ich eine Stunde unterwegs bin, habe ich einen Eimer voll. Ich mach’s wie der Miraculix bei Asterix und Obelix - ich geb’ das in einen Eimer und jeder kriegt die Salbe - das ist toll. Da kann man den Menschen helfen!“ Dann hat er mir so zugehorcht und sagt: „Pass auf, du wirst schön bei deinen Holzhäusern bleiben.“ „Warum?“ Er: „Wenn du meinst, du wirst in ein Geschäftsmodell der Pharmaindustrie einsteigen, dann wirst du nicht glücklich werden. Lass die Finger davon!“
Diesen guten Rat hab’ ich verstanden, den hab’ ich sofort kapiert und mir gedacht: ‚Ich hab so einen Kampf schon hinter mir.’ Und fragte: „Und was machen wir dann?“ Er: „Du hast mir doch die Geschichte von den Japanern erzählt: Wissen darf man weitergeben.“
Dann haben wir das Rezept der Lärchensalbe in das Buch geschrieben „Die sanfte Medizin der Bäume“.

Sie können sich nicht vorstellen - es ist wieder genau das gleiche abgegangen wie seinerzeit beim Mondholz. Ich habe einen eigenen Ordner daheim - und das muss man zur Ehrenrettung der Ärzte sagen - von praktizierenden Ärzten aller Richtungen, die mir Erfahrungsberichte geschickt haben, was sie mit der Salbe erlebt haben:
Eine HNO-Ärztin [Hals-Nasen-Ohren-Ärztin] aus München hat mir geschrieben. Sie hat eine große Praxis in München und zum ersten Mal kann sie einen ganz hartnäckigen Ohrenpilz damit restlos entfernen.
Ein Chirurg hat mir geschrieben. Er operiert jeden Tag und von seinen Patienten haben mehr als 90% eine zufrieden stellende Wundheilung. Knapp 10% haben Probleme. Die kann er fast alle mit dieser Salbe lösen. Das muss man sich vorstellen!

Und um das geht’s! Es geht nicht darum, dass wir jetzt in den Kampf gehen und irgendwas bekämpfen. Es genügt, wenn wir das annehmen, was uns Tag für Tag geschenkt wird.
Das wünsche ich Ihnen allen von ganzem Herzen. Dankeschön! Alles Gute damit! 


von Dr. Ing. Erwin Thoma
Quellen/Links: 
https://www.anti-zensur.info/azk15/

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